OpenAI entfernt das typische ChatGPT-Satzzeichen: Gedankenstriche adé?

OpenAI entfernt das typische ChatGPT-Satzzeichen Gedankenstriche adé

In den letzten Wochen sorgte eine eher unscheinbare, aber sprachlich bedeutsame Änderung bei ChatGPT für Aufsehen: OpenAI hat angekündigt, dass das KI-Modell nun zuverlässiger auf Anweisungen reagiert, wenn Nutzer:innen keine Gedankenstriche (Em-Dashes) möchten. Diese vermeintlich kleine Veränderung hat große Bedeutung – nicht nur für Purist:innen, sondern auch für diejenigen, die den „Look und Feel“ ihrer KI-generierten Texte möglichst natürlich und unauffällig halten wollen.

Warum waren gerade Gedankenstriche ein Problem?

Gedankenstriche – in der Typografie meist als Em-Dashes (—) bezeichnet – tauchen in ChatGPT-Texten in ungewöhnlich hoher Dichte auf. Wie von Heise berichtet, fanden sich diese langen Striche in KI-generierten Schulaufsätzen, E-Mails, Werbetexten, Chats oder Online-Beiträgen.
In der englischsprachigen Kommunikation sind Em-Dashes zwar geläufig, aber nicht so dominant wie bei manchen KI-Outputs – weshalb ihre häufige Nutzung schnell als „KI-Signatur“ wahrgenommen wurde.

Für viele war das kein rein stilistisches Problem, sondern ein sehr pragmatisches: Gedankenstriche galten zunehmend als verräterisches Indiz dafür, dass ein Text von einer KI generiert wurde.

Was hat OpenAI verändert – und warum jetzt?

Der Durchbruch kam zusammen mit der Einführung von ChatGPT 5.1, wie t3n berichtet. Sam Altman, CEO von OpenAI, bezeichnete den Fix als „kleinen, aber erfreulichen Sieg“.
Altman erklärte auf X (ehemals Twitter): Wenn man in den Custom Instructions vorschreibt „no em dashes“, dann werde ChatGPT dies endlich zuverlässig umsetzen.
Parallel veröffentlichte OpenAI auf Threads eine scherzhafte Entschuldigung von ChatGPT selbst – das Modell vergleicht seinen zuvor übermäßigen Gebrauch von Em-Dashes mit einem „Fehler“ und sagt, es könne sie künftig „elegant, geschmackvoll, gelegentlich und in besonderen Fällen“ einsetzen.

Wichtig: Das Update bedeutet nicht, dass Em-Dashes grundsätzlich abgeschafft werden. OpenAI nimmt sie nicht vollständig aus dem Sprachmodell, sondern gibt den Nutzer:innen mehr Kontrolle über deren Nutzung.

Technischer Hintergrund: Warum war das so schwer für ChatGPT?

Das Problem war gar nicht so trivial: Viele Sprachmodelle wie ChatGPT orientieren sich stark an ihren Trainingsdaten. Wenn bestimmte Zeichensetzungsmuster wie Gedankenstriche häufig vorkommen, dann werden diese statistisch stark gewichtet. In manchen älteren Textquellen sind Em-Dashes tatsächlich viel häufiger, etwa in Literatur aus dem 19. Jahrhundert.

Daher reichte es nicht einfach aus, dem Modell zu sagen „benutze keine Gedankenstriche“. OpenAI musste die Priorität von Nutzeranweisungen (Custom Instructions) erhöhen, sodass diese Anweisungen über den Trainingsdaten stehen.

Wenn Nutzer:innen also klar formulieren, dass sie keine Em-Dashes wollen („Don’t use em-dashes, ever!“), respektiert ChatGPT das nun deutlich besser.

Reaktionen auf dem Markt – auch in Deutschland

Auf dem deutschen Markt trifft die Änderung auf breites Interesse. Die Berichterstattung von t3n und Heise zeigt, dass viele deutschsprachige Tech-Interessierte die Änderung positiv bewerten, insbesondere solche, die ChatGPT als Schreibhilfe nutzen.

In Deutschland ist Stil und Lesbarkeit von Texten oft sehr wichtig – gerade in professionellen Kontexten (Marketing, Business, Journalismus). Ein KI-generierter Text mit übermäßigen Gedankenstrichen wirkt weniger „menschlich“ oder sogar unnatürlich. Die Möglichkeit, diesen „Stil-Fingerabdruck“ zu minimieren, ist daher für viele ein echter Mehrwert.

Auf Plattformen wie Reddit berichten Nutzer sogar, dass sie in der Vergangenheit trotz exakter Anweisungen immer wieder Em-Dashes geliefert bekommen haben:

„ChatGPT overuses Em Dashes and refuses to stop.“
Jetzt aber berichten manche, dass das Weglassen mit der richtigen Custom-Instruction tatsächlich funktioniert.
Das zeigt: Der Fix ist nicht nur theoretisch, sondern für viele Nutzer spürbar.

Bedeutung für die Glaubwürdigkeit von KI-Texten

Die Entfernung oder zumindest Kontrolle der Em-Dashes ist nicht nur ein kosmetischer Fix – sie hat tiefere Implikationen:

  1. Maskierung von KI-Signaturen: Wenn ein häufiger „Tells“ von KI-Texten verschwindet, wird es schwieriger, KI-Inhalte auf den ersten Blick zu erkennen.
  2. User Experience: Für professionelle Autor:innen, Content-Manager:innen oder Marketer:innen verbessert sich die Kontrolle über den Stil drastisch.
  3. Vertrauen: Indem OpenAI zeigt, dass sie auf Nutzerrückmeldungen reagieren und stilistische Feinjustierungen möglich sind, stärkt das die Akzeptanz von KI-Assistenz.

Aber: Nicht alle sind komplett zufrieden

Trotz des Updates gibt es noch kritische Stimmen:

  • Einige Nutzer:innen berichten, dass das Deaktivieren von Em-Dashes nicht bei allen Chats konsistent klappt.
  • Andere sagen, sie müssten die Anweisung mehrfach setzen oder detaillierter formulieren, damit ChatGPT sich hält.
  • Und manche fragen sich, ob OpenAI andere typische KI-Fingerabdrücke (z. B. in Wortwahl, Syntax oder Themenstruktur) ebenfalls adressieren wird.

Zudem warnt Sam Altman selbst in anderen Kontexten regelmäßig, dass Nutzer:innen das Verhalten von ChatGPT kritisch prüfen sollten – die KI ist nicht unfehlbar.

Ausblick: Was könnte das für die Zukunft bedeuten?

Diese Änderung ist ein Indikator für ein größeres Muster bei OpenAI: Mehr Personalisierung. Nutzer:innen sollen künftig nicht nur über Stil-Vorlieben entscheiden, sondern auch über Ton, Struktur, Formatierung oder andere sogenannte „Paratext“-Elemente (wie eben Satzzeichen).

Wenn OpenAI diesen Weg weitergeht, könnten wir ein KI-System sehen, das sich deutlich stärker an den individuellen Schreibstil anpasst – sei es für Business-Kommunikation, kreatives Schreiben, wissenschaftliche Texte oder Social Media.

Für den deutschen Markt bedeutet das: KI-gestützte Texte könnten authentischer wirken, weniger „generisch KI“ – und damit vertrauenswürdiger. Gerade in einem Umfeld, in dem Qualität, Lesbarkeit und Glaubwürdigkeit zählen, ist das ein starkes Argument pro KI-Assistenz.

Fazit

  • Was ist passiert? OpenAI hat es ChatGPT erlaubt, bei entsprechender Anweisung (Custom Instructions) weniger oder gar keine Gedankenstriche (Em-Dashes) zu nutzen.
  • Warum ist das wichtig? Gedankenstriche galten als typisches KI-„Satzzeichen-Pattern“ – ihre Reduktion macht Texte natürlicher und weniger „AI-typisch“.
  • Wie funktioniert es? Nutzer:innen schreiben in ihren Einstellungen beispielsweise „Don’t use em-dashes, ever!“ – dann hält ChatGPT sich eher daran.
  • Welche Folgen hat das? Mehr Kontrolle über Textstil, besseres Maskieren von KI-Fingerabdrücken, höhere Akzeptanz von KI-Texten, besonders im professionellen Umfeld.
  • Gibt es Grenzen? Ja – nicht alle berichten von 100 %iger Effektivität, die Anweisungen müssen deutlich sein, und andere KI-Typizitäten bleiben.

Insgesamt ist die Änderung ein kleiner, aber symbolträchtiger Schritt: OpenAI zeigt, dass es nicht nur darum geht, die rohe Leistungsfähigkeit von ChatGPT zu steigern, sondern auch die sprachliche Feinsteuerung zu verbessern. Für Schreibende in Deutschland und anderswo ist das ein echter Gewinn – vor allem, wenn es um Texte geht, die menschlich, klar und stilistisch angepasst sein sollen.

 

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